Segeln bei Nacht

Ohne Angst unterwegs

Nachts auf dem offenen Meer unter einem atemberaubenden Sternenhimmel zu segeln, bietet einen unglaublichen Reiz, birgt aber auch Gefahren, wenn man etwa Situationen falsch einschätzt, das seglerische Handwerk nicht einwandfrei beherrscht oder mangelnde Ausrüstung hat. Dabei bietet das Segeln bei Nacht neben dem rein emotionalen Reiz auch einen höheren Aktionsradius als reine Tagesetappen. Skipper, aber auch Mitsegler, die sich künftig durch den Tageswechsel nicht einschränken lassen wollen, erfahren hier alles, was sie zu Vorbereitung, Sicherheit, Bootstechnik, Navigation und Psychologie bei Nachtfahrten wissen müssen.

Lose Ausrüstung an Deck

Unfallursache Nummer Eins an Bord, und natürlich insbesondere bei Nacht, ist das Stolpern oder Ausrutschen auf unachtsam an Deck herum-liegenden, unaufgeschossenen Leinen. Fallen, Festmacher, Schoten… alles sollte so aufgeklart sein, dass es an Deck keine Stolperfallen gibt. Die heutzutage auf vielen Yachten üblicherweise ins Cockpit geführten Fallen, Strecker und Reffleinen haben eindeutig den Nachteil, dass es schnell in der Nähe des Niedergangs zu einem Spaghettichaos kommen kann. Nicht selten sieht man auch, dass die Lose einfach in den Niedergang geworfen wird, was nicht gerade das sichere Hinauf- oder Hinabgehen erleichtert. Sofern keine Taschen oder Schapps für die ins Cockpit geführten Leinen vorhanden sind, so sollten sie wenigstens sauber aufgeschossen und neben-inander gestaut, statt übereinander und durcheinander gelegt sein.

Dünung

Problematisch wird die Dünung allerdings, wenn sie in flacheres Was-ser läuft. Folgende Faustregel beschreibt das Phänomen: Verringert sich die Wassertiefe in einem Seegebiet derart, dass sie geringer wird als die halbe Wellenlänge, so werden die Wellenkämme steiler und steiler und werden bei weiter abnehmender Wassertiefe schließlich brechen. So kann sich aus einer zwar recht hohen, aber langgezogen, sanft heranziehenden Dünung beim Übergang von der Tiefsee auf den Festlandsockel eine gefährlich brechende Welle bilden mit meterhoch rollenden Brechern, die leicht das Cockpit einer Yacht vollständig überfluten können. Aus dem Gesagten folgt, dass bei der Törnplanung die Wassertiefe des zu befahrenden Seegebietes auch im Hinblick auf die im Wetterbe-richt eventuell angekündigte Dünung beachtet werden muss.

Befeuerung in Küstengewässern

Der Nachtsegler sollte in der Lage sein, eine Seekarte in allen Details zu lesen, insbesondere im Hinblick auf die Abkürzungen der Kennung von Leuchttonnen und Leuchtfeuern. Bei Unsicherheit hilft die deutsche Seekarte Nummer 1, die so genannte INT 1, in der sämtliche Symbo-le und Textabkürzungen erklärt sind. Zusätzlich zu den an Bord befindlichen Seekarten, die vielleicht nicht immer auf dem neusten Berichtigungsstand sind, ist auch ein Leuchtfeuerverzeichnis von Hilfe. Es muss nicht das offizielle vom BSH sein. Für europäische Gewässer, für das Mittelmeer und für die Karibik bietet der englische Reed’s (Reed’s Nautical Almanac) in drei Bänden alle Informationen für die Ansteuerung kleiner und großer Häfen und dazu noch eine Vielfalt anderer Infos für den Fahrtensegler.