Klassische Reiterei neu denken

Das Zusammenspiel aus Knochen, Muskeln und Sehnen

Das kommt jetzt wahrscheinlich etwas überraschend, aber Muskelzellen sind Muskelzellen sind Muskelzellen. Ob du Pferd, Schwein oder Mensch bist, spielt für das Funktionieren einer Muskelzelle keine große Rolle. In jedem Fall sind die Muskeln zusammen mit dem Skelettsystem dafür zuständig, den gesamten Körper zu bewegen. Über diese Muskelarbeit gelangt vermehrt arterielles Blut samt Sauerstoff und Nährstoffen in die einzelnen Zellen. Abbauprodukte des Stoffwechsels werden mit venösem Blut entsorgt, das kannst du durch Pausen unterstützen. Muskelpakete sind weit entfernt davon, einfach nur nett auszusehen. Sie sind wahre Kraftwerke und beeinflussen die Gesundheit über die reine Beweglichkeit hinaus.         

Hankenbeugung

Es hält sich hartnäckig der Gedanke, dass die Hankenbeugung einseitig den vorderen Bizeps femoris und die Hosenmuskeln der Hinterhand trainiere. Es gibt Pferdetrainer, die aufgrund dieser falschen Annahme behaupten, dass auf dieser Basis das Hinterbein des Pferdes gerade werden würde, also die Winkelung des Sprunggelenks mit der Zeit abnimmt und dadurch das Pferd eher zu Spat neigt. Wie das vonstattengehen soll, ist mir persönlich ein unglaubliches Rätsel. Aus der Humanmedizin wissen wir jedenfalls schon seit längerem, dass tiefe Kniebeugen im Wesentlichen stärkende Effekte auf die Gesäßmuskeln und den Quadrizeps ausüben.         

Was Fütterung kann – und was nicht

In Ergänzung zu einem gesunderhaltenden Krafttraining kann die richtige Fütterung deines Pferdes

• das Gewicht nach oben oder unten regulieren.

• seine Stimmung heben.

• das Immunsystem stärken.

• über seine Aufnahmefähigkeit beim Erlernen neuer Lektionen bestimmen.

• über die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen (mit-)entscheiden.

Ein zu dickes Pferd wird mit der richtigen Kost und entsprechendem Krafttraining einen gesünderen Körper-Fett-Anteil erreichen, wodurch seine Gelenke und Bänder geschont, sowie potenziell entzünd-liche Prozesse aufgrund des reduzierten Körperfetts gestoppt werden. Körperfett ist hormonell aktiv und verursacht stille Entzündungen. Es geht oft mit Muskelschwund bis hin zur Sarkopenie einher, weil das Protein aus den Muskelfasern als dringend benötigter Baustoff für das gebeutelte Immunsystem herhalten muss.