Wattläufer

Bei den meisten Urlaubern besitzen sie bis heute Kultstatus: Auf der Mehrzahl der deutschen Nordseeinseln gewährleisteten über Jahrzehnte liebenswerte Schmalspurbahnen eine regelmäßige Verbindung zwischen Fähranleger und Inselort. Obwohl die noch existierenden Bahnen spätestens in den 1990er Jahren modernisiert wurden, blieb ihr Charme erhalten. Mit aktuellen und historischen Bildern werden die Bahnen zwischen Borkum und Sylt kenntnisreich vorgestellt. Zudem werden die Schienendstränge zwischen den Halligen und dem Festland beschrieben, die nicht nur dem Hochwasserschutz dienen, sondern auch der Versorgung der Bevölkerung. 

1927 übernahm die Inselgemeinde den Schiffsbetrieb. Die großen Nordsee-Unwetter von 1936 zerstörten die Anlagen und die Pferdebahn. Solchen Schicksalsschlägen bereitete die Gemeinde ein Ende, indem sie die Strecke im Watt neu herrichten ließ, am Anleger im Nordseewasser aber festhielt. Auf der Insel sollten nicht mehr die Pferde, sondern zwei kleine Diesellokomotiven von Deutz die von der Steinhudermeerbahn gebraucht beschafften Wagen ziehen. Der 15. Juli 1937 war der Tag der Inbetriebnahme der neuen Bahn mit der in Meterspur ausgeführten Strecke, die fortan den Ort nicht mehr durchquerte, sondern ihre Endstation am vorderen Ortsrandbetrieb.

Am 15. Juni 1888 fuhr endlich der erste Zug für die Öffentlichkeit auf der mit einer Spurweite von 900 Millimetern errichteten 7,321 Kilometer langen Strecke, die weitgehend der bisher betriebenen Pferdebahn folgte. Die Strecke verlief fast vier Kilometer durch das offene Watt und rund drei Kilometer über die Dünen zum neuen Bahnhof in Ortsmitte. Die zwei Lokomotiven Melitta und Moritz, beide Baujahr 1876, hatte die Bau- und Betriebsgesellschaft als Baulokomotiven schon anderswo eingesetzt und benutzte sie nun bei der Borkumer Kleinbahn für den Zugbetrieb. Die zweiachsigen Maschinen besaßen ein Zweizylinder-Nassdampftriebwerk, waren also als Bauart Bn2t konstruiert. 

Bis etwa 1860 mussten die Halligbewohner beider Inseln auf eine feste Verbindung mit dem Festland verzichten. Zu der Zeit wurde wenigstens ein Damm nach Dagebüll gebaut, jedoch nur für den Küstenschutz, der Damm hielt aber den Sturmfluten nicht stand. Er sollte die Meeresströmungen bremsen, durch die das Wasser an den Inseln nagte. Mit den Sturmfluten, die das Meer an das Ufer der Halligen drückte, wurden diese einer Abspülung ausgesetzt. Der zwischen 1925 und 1927 in erster Linie für die Materialtransporte gebaute Damm mit einer Steinabdeckung, die für eine größere Festigkeit sorgte, hielt nunmehr auch den Sturmfluten stand. Er wurde mit einem Gleis in 900 Millimeter Spurweite belegt, auf dem die Halligbewohner eine Lore mit einem Segel setzten und so per Windkraft zum Festland fahren konnten.