Reiten meistern

Mit klassischer Dressur zur Harmonie

Reiten wird zur Kunst, wenn Pferd und Reiter zu einer Einheit verschmelzen. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es viel Wissen, Erfahrung und Übung. Vera Munderloh teilt in diesem Buch ihre Erfahrungen als Ausbilderin der klassischen Dressur. Mit ihrer Ausbildungsphilosophie, die immer das Wohl des Pferdes im Fokus hat, zeigt sie ihren Weg zum harmonischen Reiten. Sie beantwortet Fragen zu Ausrüstung und gibt wichtiges Hintergrundwissen auf dem Weg zur Harmonie. Im praktischen Teil kann der Leser Inspirationen für Ausbildung von Pferd und Mensch finden sowie Beispiele aus der Praxis mit Lösungsvorschlägen.

•    Mit Video-Clips und einem Vorwort von Anja Beran

Wie sehe ich, ob ein Pferd "über den Rücken" geht?

Früher wurden Pferde, welche "über den Rücken" gingen, als Rückengänger bezeichnet. "Über den Rücken gehen" bezeichnet nicht nur die Position des Rückens oder des Pferdehalses. Es bedeutet, dass das Pferd seine Bewegungen von Vor- und Hinterhand gut koordiniert, es geschmeidig und aus-balanciert ist. Dadurch sieht es in der Bewegung wie eine geschlossene Einheit und kugelrund aus. Hat der Betrachter hingegen den Eindruck, als passten die Bewegungen der Vor- und Hinterbeine nicht zusammen, als wirke die Oberlinie eckig, geht das Pferd auch nicht über den Rücken. Der Rückengänger bewegt sich so, dass er das Reitergewicht optimal tragen kann. Er ist ausbalanciert und die Muskeln des Rumpfes, der Hinterhand, des Bauches und des Hals- ansatzes sind gekräftigt.

Warum ist es so wichtig, "am Sitz zu reiten", und was heißt das überhaupt?

Am Sitz zu reiten bedeutet, dass der Reiter über seinen Körper eine Verbindung zum Pferd aufgebaut hat. Dadurch kann er das Pferd über seine Sitzposition und die Art und Weise, wie er sitzt, beeinflussen. Voraussetzung für das Reiten am Sitz ist, dass der Reiter den Bewegungen des Pferdes folgen kann, ohne es zu stören. Um es dann positiv zu beeinflussen, ist eine gute Koordination und Körperwahrnehmung wichtig, um die Bewegungen mal etwas mehr zu folgen, mal weniger oder um eine gezielte Gewichtsverlagerung vorzunehmen. Nur wer stabil sitzt, kann auch sein Pferd darüber formen. Dies gibt dem Pferd Halt. Der Rumpf muss dafür stabil gehalten werden und die Arme und Beine möglichst locker. So kann die reiterliche Einwirkung hauptsächlich über den Sitz geschehen und weniger über Zügel- und Schenkelhilfen.

Wie lernt mein Pferd geschlossen zu stehen?

Wenn das Pferd geschlossen steht, sind Vorder- und Hinterbeine parallel und sein Gewicht ist gleichmäßig auf alle 4 Beine verteilt. Dafür muss der Hals mittig vor dem Rumpf sein, das Genick den höchsten Punkt bilden, Vorderbeine lotrecht und die Hinterbeine herangeschlossen sein. So kann das Pferd leicht längere Zeit ruhig stehen bleiben, aber es kann auch jederzeit in jede Richtung (rückwärts, vorwärts, vorwärts-seitwärts) erneut angehen, sprich: es ist versammelt. Bleibt das Pferd in den Haltparaden noch nicht unbeweglich stehen, so sollte zuerst an einem kurzfristigen unbeweglichen Stand gearbeitet werden. Dabei sollte auf keinen Fall versucht werden, seine Beinposition zu verändern. Erst wenn die Unbeweglichkeit sicher ist (siehe vorherige Frage), darf die nächste Stufe aufgebaut werden, das geschlossene Stehen.