Das große MZ-Buch

Zweitakt-Ikonen aus Zschopau

Das DKW-Werk in Zschopau, einst das größte Motorradwerk der Welt, wurde nach 1945 vollständig demontiert. Doch die Zweiradbauer ließen sich nicht entmutigen und wagten, zunächst unter dem Markennamen IFA, dann MZ, den Neustart. Und der gelang fulminant, bis zur Wende gehörten die ostdeutschen Zweitakter zum vertrauten Straßenbild in Ost und West. Danach wiederholte sich bei MZ die auch von den anderen DDR-Fahrzeugbauern nur allzu bekannte Geschichte von Hoffnung und Verzweiflung, von Euphorie und Zusammenbruch – doch nie wurde diese besser erzählt als in Frank Rönickes MZ-Buch, das zu Recht als Standardwerk über MZ und seine Maschinen gilt.

Die Fertigung der RT 125 lief ab 1950 kontinuierlich und natürlich musste der Achtelliter-Maschine ein hubraumstärkeres Modell – zunächst war an 250 cm³ gedacht – zur Seite gestellt werden. Und natürlich hätten es die verbliebenen Zschopauer Ingenieure ge-schafft, die letzte DKW-Vorkriegsentwicklung in dieser Klasse, die NZ 250, die in der 350er Version ab 1947 als Ish 350 im sowjeti-schen Kalaschnikow-Werk vom Band lief, wiederzubeleben und zu modernisieren. Aber die ostdeutsche Motorradproduktion hatte ein Problem: Es gab keine Fertigungsbetriebe für Rollenketten, die für Primär- und Sekundärantrieb benötigt wurden. Was unter an-derem der EMW 350 in Eisenach das Leben verlängerte und die Serieneinführung der AWO 425 in Suhl beschleunigte. Was unter an-derem der EMW 350 in Eisenach das Leben verlängerte und die Serieneinführung der AWO 425 in Suhl beschleunigte. 

Was den Motorrad-Standort Zschopau betrifft, verhält es sich beim Ge-ländesport ähnlich wie bei den Straßenrennern: DKW hinterließ auch hier eine Tradition, die im Gewinn der Silbervase 1935 und der Trophy 1939 (zusammen mit BMW) bei den Sechstage-Rennen gipfelte. Mit der Gründung der MZ-Sportabteilung unter Walter Kaaden stie-gen die Zschopauer wieder mit Werksbeteiligung in den Gelände-sport, auch auf internationaler Ebene, ein. Anfangs mit umgebauten RT 125 und BK 350 (deren Motor hier bis 18,5 PS leisten konnte) und ab Mitte der fünfziger Jahre mit den neuen ES-Modellen begann ein kaum vergleichbarer Siegeszug auf internationalen Pisten. Schon 1956 gab es eine echte Werks-Enduro auf der Basis der gerade erst erschienenen ES 250. In den Jahren 1956 und 1957 waren DDR-Starter noch in einer gesamtdeutschen Mannschaft bei den Six Days am Start, 1958 starteten DDR-Fahrer dann in den Klassen 175, 250 und 350 ccm und im Jahr darauf schaffte man es in der Trophy-Wertung immerhin schon auf Platz drei. 

Für die neue MuZ GmbH war der Start in jeder Beziehung denkbar schwierig. Die kaum konkurrenzfähigen Modelle kamen auf einen international gesättigten Markt, auf dem tolle Motorräder aus Fern-ost zu Dumpingpreisen verschleudert wurden. Die kamen für die ehemals treue MZ-Kundschaft aus dem Osten gerade recht. Und die Treuesten der Treuen mussten schauen, wo sie überhaupt noch eine MZ herbekamen. Das alte IFA-Vertriebsnetz existierte nicht mehr, neue, selbständige Kleinunternehmen, die jetzt mit Motorrädern handeln wollten, mussten sich erst einmal orientieren. Und bei MZ selbst waren neue Modelle – weg von der alten ETZ-Technik – dringend geboten.