Paddock

Hinter den Kulissen der Formel 1
Bücher über Formel-1-Rennen, -Sieger und -Fahrzeuge gibt es zur Genüge. Kaum jemand hat aber vor 50 Jahren die Momente hinter der schillernden Fassade festgehalten. Wenn Mechaniker in Normgaragen mächtige V12-Triebwerke zerlegten, Niki Lauda versonnen am Citroën SM von Fahrer-Kollege Mike Hailwood lehnte oder im Ferrari-Lager Luca Montezemolo auf einem von fünf unterschiedlichen Gartenstühlen Platz nahm, dann war nur selten ein Objektiv in der Nähe. Und wenn, dann eins von Frans van de Camp. Der niederländische Fotograf hat auf faszinierenden Bildern die noch hemdsärmelige Atmosphäre der Formel 1 in den 1970ern festgehalten, wobei jede der edlen Abbildungen Zeitgeist vom Feinsten versprüht. Abgerundet wird das in schwarz-weiß gehaltene Werk mit einem Vorwort des ehemaligen deutschen Rennfahrers Hans-Joachim Stuck sowie von informativen Texten des erfahrenen Motorjournalisten Georg Otto zu Personen, Fahrzeugen und Hintergründen.

Zweisprachige Ausgabe: Deutsch / Englisch

19. Mai, Zolder

Obwohl das Shadow-Team erst seinen dritten Grand Prix bestritt, hatte Star-Pilot Georg Follmer schon einen sechsten sowie einen dritten Platz erringen können. An diesem Wochenende sollte es nicht so gut für ihn laufen - Ausfall in der 13. Runde.

Nicht so gut lief es eigentlich für alle, gab es doch große Probleme mit der Asphaltdecke in Zolder. Niki Lauda, rechts auf dem Schweller von Mike Hailwoods Citroën SM hockend machte sich hier zusammen mit dem noch am Steuer des Wagens sitzenden Kollegen wahrscheinlich genau darüber Gedanken. Die Asphaltdecke war so schlecht, dass die Fahrervereinigung tatsächlich einen Boykott plante, sollten die Mängel bis zum Renntag nicht behoben sein.

2. August, Nürburgring Nordschleife

Nein, das ist keine Werkstatt in einem Dritte-Welt-Land, sondern die Box des Shadow-Teams im alten Fahrerlager des Nürburgrings 1975. Bei dem filetierten DN5 handelt es sich um das T-Car des jungen Talentes Tom Pryce. Aufgrund des fehlenden Rahmens zwischen dem hinten stehenden Monocoque und dem rechts liegenden Hewland-Getriebe wird hier die tragende Funktion des Cosworth-Motors ersichtlich.

Was auch immer die Mechaniker hier geschraubt haben, sie konnten nicht verhindern, dass Pryce im Rennen durch austretendes Öl im Cockpit Verbrennungen erlitt. Erst nach einer Nacht im Krankenhaus konnte er seinen vierten Rang feiern, den er vom 16. Startplatz aus erreichte.

28. August, Zandvoort

Fuhr Jacky Ickx bis zum Großen Preis von Großbritannien noch für Walter Wolf Racing, wechselte er ab dem Rennen in Zolder zu Ensign. Mit dem schnellen, aber fragilen N176 war der Belgier in den Niederlanden zügig unterwegs, startete vom elften Platz aus und arbeitete sich während des Wettbewerbs weiter nach vorne. Mit einem frischen Cosworth-Motor hätte er siegen können, so aber verabschiedete sich das schlecht erhaltene Aggregat zehn Runden vor Schluss.

Beim englischen Rennstall blieb Ickx die nächsten drei Jahre, konnte seine Karriere aber zumindest im Formelsport nicht weiter vorantreiben.