Reisen auf Gleisen

Auf Schienen um die Welt

Wie heißt es so schön: " Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen!" Das gilt insbesondere, wenn man diese Reise mit der Eisenbahn in fernen Ländern unternimmt. Denn kaum ein Verkehrsmittel eignet sich besser, um Land und Leute kennenzulernen. Egal ob es auf der Schiene durch China, Indien, Indonesien, Südafrika, Tunesien, Syrien, die USA, Kuba oder Kanada geht – ständiger Reisebegleiter ist das Unvorhergesehene. Davon erzählen die Reiseberichte in diesem Buch, die verschiedene Eisenbahnfreunde über ihre Erlebnisse auf den Schienenwegen dieser Welt für die Zeitschrift "fernexpress" verfassten.

1. Etappe: Hongkong – Canton

Die Überlegung war einfach: Es gibt Züge von Hongkong nach Canton und von dort natürlich auch nach Peking. Peking und Moskau sind durch zwei internationale Expresszüge miteinander verbunden. Und führt nicht auch der Zuglauf Moskau–Paris durch das Ruhrgebiet? Also nur 3 x Umsteigen ...! Aber würde es auch in der Praxis klappen? Das staatliche chinesische Reisebüro CITS in Hongkong winkte schon einmal ab. Man würde uns gerne eine Fahrt nach Peking vermitteln, aber Peking – Moskau reservieren und Berlin? Nicht möglich! Also lieber auf eigene Faust. Über ein "spezialisiertes" Reisebüro besorgten wir uns innerhalb von drei Tagen unsere Visa für die VR China und hatten so noch Zeit genug für die Besichtigung des Straßenbahndepots und der Peak Tram auf Hongkong Island.

Morgendliche Rituale

Diese sind nach wenigen Tagen schon Gewohnheit: Taxi vom Hotel zum Bahnhof, heute wieder einmal mit eingeschalteter Uhr – 1,650 TD. Wenn die Taximeter irgendwann auch einmal geeicht waren, so sind sie es schon lange nicht mehr ... Auf exakt derselben Strecke bei fast identischen Verkehrsbedingungen kamen Beträge zwischen 1,200 und 1,800 raus. Wenn der Herr Fahrer einmal nicht beliebt, das Taximeter einzuschalten, bekommt er kurzerhand 1,500 und dann noch mal 0,200 draufgepackt – es hat keiner auch nur unfreundlich geschaut. Das "Quetschen" (Taxifahrerjargon für "ohne Uhr fahren") richtet sich hier wohl auch eher (wie in Deutschland) gegen den Arbeitgeber und/oder den Vater Staat als gegen den Fahrgast. Allerdings sollte die Strecken möglichst beim ersten Mal mit eingeschaltetem Taximeter gefahren worden sein, um den ungefähren Preis zu kennen.

1. HALIFAX − MONTRÉAL

Bob, die Leiter zum Bett und der unbekömmliche Salat

Das eingesetzte Waggonmaterial gehört erkennbar der neuesten Generation an: Hightech in einer gerade noch ansprechenden, überwiegend blaugrünen Lackierung. Die Türen lassen sich mittels Plastiklochkarte öffnen und somit auch verschließen. Die Klimaanlage lässt sich allerdings nicht abstellen, sie brummt sonor die ganze Nacht vor sich hin. Kommen wie bei einer Fahrt in diesem Schlafwagentyp noch Scheppergeräusche loser Teile dazu, dann sind die mitgelieferten Ohrenstöpsel – ebenfalls der neuesten Generation: Ohren schonend! – ihr Geld wert. Das erste Abendessen im Zug, die Spannung steigt. Ich habe für den zweiten Durchgang reserviert, was angesichts des Füllungsgrades des Speisewagens auch kein übertriebener Luxus war.