Hinter den Kulissen: Ein Illustrator erzählt

  • 24.11.2025

Illustrationen können Geschichten erzählen, lange bevor ein Wort gelesen wird – und genau das macht die Arbeiten von Soner Aktas so besonders. Sein Stil ist minimalistisch, farbenfroh und voller kleiner Momente, die man erst nach und nach entdeckt. Im Interview spricht Soner Aktas offen darüber, wie er zur Illustration gefunden hat, warum ihn Wimmelbilder mit vielen kleinen Figuren faszinieren und wie es dazu kam, dass er das Cover zu „Nur noch 100 Kilometer bis zum Kuchen“ gestalten durfte.

Seine Gedanken geben einen schönen Einblick in die Welt eines Illustrators, der mit viel Gefühl, Humor und Liebe fürs Detail arbeitet.

Bild von Soner AktasBild von Soner Aktas

Können Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen – wer ist Soner Aktas, und wie sind Sie zur Illustration gekommen?

Zunächst einmal danke für das Interview. Ich hoffe, wir können gemeinsam einen interessanten Beitrag für Ihre Leser gestalten. Ich bin Soner Aktas und lebe seit 2014 in Deutschland, ursprünglich für mein Studium. Ich habe 2018 meinen Abschluss in Kommunikationsdesign an der HS Mainz gemacht und seitdem in verschiedenen Projekten gearbeitet – unter anderem bei ZDF, Adobe und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 2021 habe ich beschlossen, als Freelancer Illustrationen zu erstellen. Bevor man den ersten Auftrag erhält, muss man viele Art Directors überzeugen, da niemand mit jemandem ohne professionelles Portfolio arbeiten möchte. Nach viel Mühe bekam ich meinen ersten Auftrag vom Sensor Magazin, und als das Projekt erfolgreich war, folgten viele weitere Illustrationen, an denen ich bis heute arbeite. Abseits der Illustration reise ich gerne mit dem Fahrrad, fotografiere Städte, Menschen und Natur, spiele Bassgitarre und träume davon, einmal als Art Director in einem Magazin zu arbeiten und mit Illustratoren wie mir zusammenzuarbeiten.

 

Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben und welche Techniken bevorzugen Sie?

Mein Stil ist generell minimalistisch und stilisiert – er vereint handgezeichnete Charaktere, lebendige Pastelltöne und ein starkes Gespür für Farbe, Form und Rhythmus, egal ob Editorial-Illustration, Loop-Animation oder Social-Media-Kampagne. Ich glaube an visuelle Klarheit mit Persönlichkeit – an Gestaltung, die nicht nur gut aussieht, sondern auch etwas Echtes erzählt. Am liebsten zeichne ich Wimmelbilder mit vielen Figuren, die zusammen eine lebendige Szenerie bilden, in der jede Figur ihre eigene Geschichte und Emotion erzählt. Besonders gerne arbeite ich zu Themen aus Stadtleben, Gesellschaft, Geschichte, Wirtschaft oder Kultur.

 

Gibt es Künstler oder Illustratoren, die Sie besonders inspirieren?

Es gibt einige Künstler, die mich stark beeinflusst haben. Einer davon ist Vincent Mahé, dessen klare Formensprache und Umgang mit Farbe und Raum ich sehr bewundere. Auch Hergé hat einen großen Platz in meinem Herzen. In der Türkei gibt es zudem eine ausgeprägte Satire- und Karikaturkultur, die mich als Kind stark geprägt hat – ich habe damals viele Satiremagazine gelesen und versucht, die Illustrationen nachzuahmen. So hat sich mein eigener Stil nach und nach entwickelt.

 

Zum Cover von „Nur noch 100 Kilometer bis zum Kuchen“

Wie wurden Sie für dieses Coverprojekt ausgewählt?

Das Projekt kam über die Kreativagentur Echtweiß und Janna Marten zu mir. Im letzten Jahr hatte ich große Lust, etwas rund ums Fahrrad zu zeichnen, und habe verschiedene Magazine, Redaktionen und Art Directors kontaktiert, unter anderem das Fahrstil Magazin. Janna Marten hat mich daraufhin direkt angeschrieben, und zunächst habe ich das Cover für Fahrstil gestaltet. Einige Monate später rief sie mich an und erzählte mir vom Buchcover-Projekt – als großer Fahrradliebhaber konnte ich natürlich nicht Nein sagen.

 

Entstehung des Covers Entstehung des Covers
Entstehung des Covers Entstehung des Covers

Welche Vorgaben haben Sie erhalten?

Janna ist eine sehr unkomplizierte Geschäftspartnerin. Sie gab mir das Thema und ließ mir große kreative Freiheit. Ich habe ihr erläutert, was ich umsetzen wollte, und nach ein wenig Brainstorming gleich losgelegt. Die ersten Skizzen habe ich ihr geschickt, und zwischen diesen Skizzen und dem finalen Cover gibt es nur kleine Detailanpassungen. Normalerweise präsentiere ich zwei bis drei unterschiedliche Vorschläge, hier wusste ich sofort, was ich zeichnen wollte, und Janna und der Verlag waren begeistert. Sie übernahm die Kommunikation zwischen mir und dem Verlag, und wir hatten keinerlei Probleme – nur beim Buchrücken gab es eine kleine Herausforderung, die wir schnell lösen konnten.

 

Was war Ihre Grundidee bzw. zentrale Bild-Elemente?

Als das Projekt zu mir kam, war der endgültige Titel des Buches noch nicht festgelegt. Ich habe zunächst versucht, mit den vorgeschlagenen Titeln etwas Spielerisches zu entwickeln. Meine erste Idee war eine Dreiergruppe von Radfahrern: Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass es in Gruppen manchmal unterschiedliche Ansprüche gibt – der eine will sportlich fahren, der andere eher entspannt, mit Pausen für Kaffee oder Kuchen. Diesen Ansatz habe ich Janna vorgestellt und visualisiert, indem ich ihr Skizzen geschickt habe: vorne ein genervter Radfahrer und dahinter zwei andere, die beim Café Bestellungen aufgeben.
Allerdings spiegelte das noch nicht die Hauptidee wider. Janna erklärte, dass sie eher die Anstrengung beim Bergauffahren und das Durchhalten sehen möchte. Daraufhin habe ich das gleiche Layout genutzt, aber die Radfahrer beim Aufstieg an einem Café vorbeiziehend dargestellt, um sowohl den Sportgedanken als auch den Lifestyle-Aspekt des Radfahrens zu visualisieren.

 

Gibt es Details im Cover, die besonders wichtig für Sie sind?

Ja, es gibt kleine Details, die man nicht sofort bemerkt, die mir aber am Herzen liegen: Zum Beispiel die Katze und die Vögel auf dem Dach oder die Szene im Café. Dort sitzt ein Mann mit seiner Freundin, die ihm etwas erzählt, während er draußen die Radfahrer sieht und sich wünscht, selbst mit ihnen radeln zu können. Solche Momente machen das Bild lebendig.

 

Wie viele Skizzen oder Entwürfe haben Sie erstellt?

Die zweite Idee wurde akzeptiert, und daraufhin habe ich diese Idee dreimal überarbeitet, bevor ich mit der finalen Umsetzung begann.

 

Arbeiten Sie lieber digital, analog oder hybrid?

Ich arbeite gerne hybrid: Die Skizzen erstelle ich auf Papier und finalisiere sie digital. So geht es schneller, und das analoge Skizzieren macht mir viel Spaß, da ich von einer physischen Grundidee ausgehe.

 

Hatten Sie das Buch vorab gelesen?

Leider hatte ich das Buch nicht vorab lesen können.

 

Welchen Teil der Rennrad-Welt hat Sie besonders angesprochen?

Mich fasziniert besonders der Bereich Rennrad, Bikepacking sowie der Lifestyle rund ums Fahrrad – inklusive Fahrradmode und technische Themen. Jedes Jahr unternehme ich eine Bikepacking-Tour mit meinem Rennrad. Insgesamt zieht mich die Kombination aus Rennradfahren und Fahrrad-Lifestyle sehr an.

 

Entstehung des Covers Entstehung des Covers
Entstehung des Covers Entstehung des Covers

Welche besondere Herausforderung gab es?

Eine besondere Herausforderung war, dass mir über das Buch nur der Titel bekannt war. Allerdings kann man das auch als Vorteil sehen, da man dadurch kreativ freier arbeiten kann. Abgesehen davon hatte ich keine größeren Schwierigkeiten.

 

Typisches Stilmerkmal auf diesem Cover?

Ja, man findet typische Merkmale meiner Arbeit wieder: stilisierte Charaktere und meine große Liebe zu Katzen und Vögeln. :)

 

An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit – Traumprojekt?

Derzeit arbeite ich an einer Illustration für das Magazin Neue Narrative mit Business-Themen. Außerdem werde ich für ein neu startendes Magazin viele Illustrationen erstellen, über das ich noch nicht zu viele Details verraten kann. Mein Traumprojekt wäre es, einmal für ein großes internationales Magazin zu illustrieren – bisher hatte ich dazu noch keine Gelegenheit, vielleicht gelingt es mir 2026. :)

 

Wenn Sie das Cover in drei Worten beschreiben müssten?

Kaffee, Fahrrad, Freundschaft und Lifestyle.

Das Gespräch mit Soner Aktas zeigt, dass hinter einem illustrativen Motiv oft mehr steckt als eine schöne Gestaltung: kleine Beobachtungen, persönliche Erinnerungen, spielerische Ideen und ein Blick für die Geschichten im Alltag. Besonders schön ist, wie offen Soner Aktas erzählt, welche Freude ihm das Zeichnen von lebendigen Szenen bereitet und wie wichtig ihm die feinen Details sind – von der Katze auf dem Dach bis zur Szene im Café.

Sein Cover vereint genau diese Leichtigkeit und Wärme, die auch im Interview spürbar sind. Wir sagen Danke für die inspirierenden Einblicke und wünschen Soner Aktas weiterhin viele Projekte, bei denen er seinen charakteristischen Stil ausleben kann.

Veröffentlicht in Outdoor & Survival

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