Jungs, Eure Kinderträume

Plastik, Farbe und Klebstoff

In den 70er und 80er-Jahren war es wohl kaum einen Jungen, der sich an Herbst- und Winternachmittagen nicht dem Modellbau widmete. Kinderzimmer, die nach Klebstoff und Farben rochen, waren damals ganz normal, wenn wieder ein Sportwagen, Alltagsauto oder Lkw entstanden. Dabei durften die Kataloge von Revell, AMT/Ertl, Esci oder Matchbox natürlich nicht fehlen. Besonders die Cover dieser Kataloge haben sich tief ins kollektive Gedächtnis einer ganzen Generation von Jungen eingebrannt. Erfolgsautor Jörg Trüdinger erzählt die Geschichten hinter den Firmen und verbindet sie mit Anekdoten aus seinem eigenen Leben. Die hochwertigen Fotos von Georg Otto runden das Ganze ab und verwöhnen das Auge der Leser.

Vermutlich geht es allen, die in den 1960er-und 1970er-Jahren aufge-wachsen sind, wie mir: Wir haben alle ähnliche Erinnerungen, die häufig mit Fernsehserien und Kinofilmen verknüpft sind. Je nach Geburtsjahr sind das Kinderserien wie Flipper, Pinocchio oder Pumuckl. Im Kino haben wir Zeichentrickfilme von Disney wie das Dschungelbuch, Robin Hood oder Bernard und Bianca gesehen und bis heute nicht vergessen. Zu den ganz großen Helden unserer Kindheit zählt der französische Schauspieler Louis de Funes. Ich habe ihn und seine Filme geliebt und denke, dass bis heute viele von uns jede Menge lustige Szenen im Kopf haben.

Aluminium Model Toys, kurz AMT: Wer hätte gedacht, dass ein Un-ternehmen mit diesem Namen zu einem der wichtigsten Hersteller von Plastikmodellbausätzen werden würde? Gegründet hatte die Firma 1948 West Gallogly im kleinen amerikanischen Städtchen Troy in Michigan. Eigentlich war er von Beruf Rechtsanwalt, aber seine guten Beziehungen zur Ford Motor Company veranlassten ihn dazu, als zweites Standbein das Spielzeugunternehmen ins Leben zu rufen. Wie die Idee genau zu-stande kam und mit wem er bei Ford so enge Kontakte pflegte, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen.

Spielsachen konnten wir Kinder nie genug haben. Der limitierende Fak-tor war dabei immer das zur Verfügung stehende Geld Und man konnte nur das kaufen, was in den Spielwarenläden und Kaufhäusern angeboten wurde. Dass die Spielzeugwelt weit darüber hinausreichte, wurde mir schon früh bewusst. Wir hatten nämlich Verwandtschaft in den USA. Omas Schwester lebte in San Francisco und der Bruder in New Jersey. Vor allem zu Tante Klara in Kalifornien bestand ein enges Verhältnis. Für meine Brüder und mich war es immer ein Fest, wenn sie alle zwei Jahre zu Besuch kam und jedem von uns 20 Dollar zusteckte. Bei einem Kurs von 3,50 Mark ein kleines Vermögen.