Selbstvertrauen stärken - Selbstsicher reiten

Das Nervensystem hat Einfluss, was im Körper passiert und was nicht. Das Gehirn und der Körper checken unentwegt die Umwelt nach Gefahren ab, ohne dass wir es aktiv merken. Sie bereiten uns durch den Ausstoß von Adrenalin, Noradrenalin, Testosteron und Cortisol auf Extremsituation vor. Das ist überlebensnotwendig für den Körper. Diese Tatsache kann dich ab heute bereits gelassener machen. Bist du aufgeregt oder nervös, funktioniert dein Körper. Mehr nicht. Weniger auch nicht. Erst deine Bewertung schafft das Chaos. Selbiges gilt für Angstgefühle. Genaugenommen ist unser Körper bei Angstzuständen überwachsam und lediglich in einem Modus von Bedrohung. Unser Nervensystem denkt, es muss uns jetzt beschützen. Der Körper ist bereit zur Flucht (Flight Response), Kampf (Fight Response), Erstarrung (Freeze Response) oder Unterwürfigkeit (Fawn Response). Das sind die 4Fs, die wir uns näher anschauen werden. Die Fawn Response findet hochaktuell in der Wissenschaft starkes Forschungsinteresse. 

Suche dir einen festen Punkt, den du mit deinen Augen fixieren kannst. Schaue ihn während der gesamten Übung an. Steure nun deine Aufmerksamkeit auf dein Sichtfeld oben rechts, ohne deine Augen von dem zentralen Punkt zu entfernen. Nimm wahr, was du erkennen kannst. Vielleicht siehst du Farben und Formen, vielleicht erkennst du Umrisse. Steure nun deine Aufmerksamkeit nacheinander auf dein Sichtfeld unten rechts, unten links, oben links. Nimm wahr, was du siehst, ohne hinzuschauen. Je mehr du diese Übung trainierst, wird sich dein peripheres Umfeld massiv erweitern. Beginne mit der Übung neben dem Pferd auf der Stallgasse, bevor du sie auf dem Pferd im Halten, später im Schritt, Trab und Galopp trainierst. Tipp: Suche dir als Fixpunkt stets einen Punkt, mit dem deine Augen geradeaus blicken und dein Kopf aufrecht ist (kein Starren auf den Hals des Pferdes beim Reiten). So verbesserst du gleichzeitig, die korrekte Anlehnung peripher wahrzunehmen und mehr mit Gefühl zu reiten. 

Die zentrale Fähigkeit eines Reiters ist die Steuerung seiner Aufmerksamkeit und damit die Ausrichtung seines Fokus. Das ist eine lebenslange Aufgabe. Wir lernen dadurch, im Hier und Jetzt zu reiten. Wir wählen nur solche Informationen aus, die uns guttun und unser Reiten inspirieren. Nur der Augenblick ist von Bedeutung. Nur im Moment versteht uns das Pferd. Diese ganzen Egogeschichten, einem Fehler nachzuhängen oder in die Zukunft zu dramatisieren, kennt unser Pferd nicht. Es kann nur im Hier und Jetzt mit uns in einen Dialog treten. Sind wir mit unseren Gedanken und Ängsten bei den schlechten Erfahrungen der Vergangenheit oder der Angst vor dem nächsten Schritt, führen wir einen Monolog mit unseren Ängsten, aber keinen Dialog mit unserem Pferd, denn dazu müssen wir den Moment erlebbar machen. Erlebbar wird das Hier und Jetzt, wenn wir die Bedürfnisse unseres Pferdes wahrnehmen und ihm Raum für seine eigene Individualität geben.