Passion Niederwildjagd

45 Jahre erlebte Jagd

Passion wird niemandem in die Wiege gelegt, auch Jägern nicht. Sie erwächst aus günstigen Umständen, berührenden Schlüsselerlebnissen und der tiefen Verbundenheit mit einem jagdlichen Vorbild – und mit der Natur. Auf der Spurensuche nach der eigenen Jagdpassion geht der Blick des Autors Dirk Decker weit zurück. Er gewährt Einblicke in das Leben eines Jägers, der mit der Niederwildjagd aufgewachsen ist und sie in all ihren Facetten bis heute lebt. Seine Passion gestattet Raum und Möglichkeit zur Identifikation, und diejenigen, die noch auf der Suche sind, werden sich inspiriert fühlen, dieses Lebensgefühl für sich zu entdecken.

Wenn die Äcker im Gewann Kaiskorb abgeerntet waren und keine großen Gründüngungsparzellen mehr Deckung boten, konnten man sie schon von Weitem sehen, die großen Feldrehsprünge. Der Kaiskorb lag zwischen der alten A44 von Aachen nach Düsseldorf und den Ortschaften Garzweiler und Königshoven. Mehrere Hundert Hektar offenes Feld ohne Straßen, ohne Baum- und Strauchstrukturen, blanker Acker, so weit das Auge reicht. Das extrem anpassungsfähige Rehwild hat in dieser waldfreien Agrarsteppe den Ökotyp des Feldrehs ausgebildet. Entgegen den typischen Waldrehen nutzen Feldrehe die Weite der Landschaft als Schutz und Deckung und zeigen hier ähnliche Verhaltensweisen wie das Rotwild als ehemaliges Steppentier. 

Zum Entenstrich musste man noch nie besonders früh raus, es reichte, wenn man das Einsetzen der Dämmerung abwartete. Das war am schilfbewachsenen großen Weiher in Pesch schon so, und auch im Ramrather Revier am Gillbach kamen die Enten nicht früher. Den richtigen Moment abgepasst, gehörten diese Abende dann aber mit zu den interessantesten, die unsere Niederwildreviere zu bieten haben. Gut getarnt nahmen wir unsere Stände im mit Weidensträuchern bewachsenen Uferrandstreifen ein. Wir hatten den Wind im Rücken und schauten gen Westen. Die beste Konstellation, um erfolgreich zu sein. Enten landen bevorzugt gegen den Wind, und gen Westen blickend hat man den noch lange hell bleibenden Horizont im Gesicht und kann die Konturen der Enten fast bis zur vollständigen Dunkelheit erkennen. 

„Der Dachs steckt fast immer im Bau“, das wissen vor allem erfahrene Bodenjäger. Und genau dies wurde unserem größten Marderartigen fast zum Verhängnis. Im Zuge der Tollwutbekämpfung wurden Fuchsbaue bis Mitte der 80er-Jahre über viele Jahre hinweg auf staatliche Anordnung hin konsequent begast. Getroffen hat es dabei vor allem den Dachs, dessen Population gebietsweise an den Rand des Existenzminimums geriet. Nun hört man es allenthalben aus unseren Revieren: Die Dachsbesätze steigen von Jahr zu Jahr wieder an. Sein größter Feind, die Tollwut, ist längst ausgerottet, und die milden Winter lassen ihn kräftiger ins Frühjahr gehen als noch vor vielen Jahren. Durch den vermehrten Anbau von Energiepflanzen, insbesondere den Maisanbau, ist der Gabentisch zudem immer reich gedeckt.