RUNNER´S WORLD Hundert-Meilen-Herz

Ein Lauf verändert alles

Tauchen Sie ein in die mitreißende Läufergeschichte von Chris Zehetleitner beim legendären Western States Endurance Run. In seinem Buch reflektiert der Autor, wie er die Unvorhersehbarkeit eines 100-Meilen-Ultramarathons erfahren hat. Zahlen, Daten und Fakten mögen für die Vorbereitung hilfreich sein, doch im Rennen selbst zählt nur eins: das Herz. Chris, überzeugter Veganer, musste diese Lektion auf die harte Tour lernen und erlebte, wie das Rennen nicht nur seinen Verlauf, sondern sein gesamtes Leben auf den Kopf stellte. Begleiten Sie ihn auf seiner bewegenden Reise durch die Höhen und Tiefen des Ultralaufens, die weit über die Ziellinie hinausgeht.

Mein Lotteriegewinn war ein Zufall. Meine endgültige Entscheidung, den Western States zu lau-fen, war es nicht. Ich hatte Angst. Ich zweifelte. Ich war unentschlossen. Und ich haderte mit mir selbst. Um dieses Dilemma irgendwie zu lösen, beschloss ich, meine Stärken und Schwächen als Läufer im Allgemeinen und als Ultraläufer im Besonderen zu ana-lysieren. Der Spießer eilte zu seinem Lieblingsspiel-platz, dem Whiteboard, und erstellte eine persönliche Soll- und Haben-Liste. Das Reflektieren über meine Schwächen war eine er-nüchternde, aber auch lehrreiche Erfahrung. Vor allem die Tatsache, dass ich extrem hitzeempfindlich bin, ist beim Western States nicht gerade hilfreich. 

An der Duncan Canyon Aid Station (KM 39,3) begann ich mit meinen Abkühlungsmaßnahmen. Mir war klar, dass ich meinen Körper davon abhalten musste, sich immer weiter aufzuheizen, bevor es zu einem renngefährdenden Problem wurde. Vor allem mein immer stärker werdendes Schwindelgefühl war ein klares Zeichen dafür, dass ich kurz vor einem Hitzschlag stand. Das Abkühlungsprotokoll wurde eine Aid Station früher als geplant notwendig, weshalb ich für diese Prozedur nicht richtig ausgerüstet war. Ich trug eine enganliegende schwarze Mütze, unter der nicht viel Eis Platz hatte, um meinen Kopf zu kühlen. Ich hatte auch kein geeignetes Schlauch-tuch oder Bandana, um meinen Nacken zu kühlen; [...] 

Als ich die Aid Station Auburn Lake Trails (KM 137,1) erreichte, war ich fast genau vierundzwanzig Stunden im Rennen. Meine Gedanken schweiften zu den Läuferinnen und Läufern, die sich für den Western States eine bestimmte Zeit oder Platzierung vorgenommen hatten. Auch jenseits des Siegertreppchens gibt es erstrebenswerte Ziele. Wer die Strecke unter vierundzwanzig Stunden zurücklegt, erhält eine Silbermedaille, wer unter 30 Stunden bleibt, dieses Rennen die richtige war.eine Bronzemedaille. Bei allem Respekt für diejenigen, die mit diesem zusätzlichen Druck umgehen können, war ich der Meinung, dass meine ABC-Ziel-Entscheidung für dieses Rennen die richtige war.