Mein Hund hat Angst

Raus aus der Angst

Angst hat ebenso viele Gesichter wie Ursachen. Und das macht den Umgang mit ihr so schwierig. Betroffene Hunde und ihre Menschen leiden unter den Folgen - doch Hilfe ist möglich, wenn man Geduld, Zeit, Ruhe und Beharrlichkeit beweist! Dieses Buch ist kein Trainingsbuch, vermittelt aber viel Hintergrundwissen zu dieser starken Emotion. Petra Krivy und Udo Gansloßer widmen sich der Thematik verhaltensbiologisch und praxisnah. Spannende Fallbeispiele und bemerkenswerte Erfahrungsberichte sensibilisieren den Hundehalter und befähigen ihn, seine individuelle Situation konstruktiv anzugehen.

Furcht

Furcht bezieht sich auf etwas ganz Konkretes: Es gibt eine Ursache, einen konkreten Reiz, die beziehungsweise den man auch durch konkrete Maßnahmen bekämpfen oder dem man sich entziehen kann, sei es durch Davonrennen oder Kämpfen. In jedem Fall wird das aktive Stresssystem die Steuerung übernehmen und im Körper die Oberhand bekommen.

Angst

Angst ist unbestimmt, man hat die Erwartung, dass etwas Schlimmes passieren könnte, jedoch ohne zu wissen wo, wie und wann. Angst kann zu einer Lähmung des gesamten Verhaltens führen. Ein Hund in akuter Angst kann nicht mehr reagieren und auch nur sehr eingeschränkt bis gar nicht auf die Kommunikation seines Menschen ansprechen.

Angst vor dem Alleinesein

"Der Tod des Vorbesitzers, Verlassenwerden, Umzug in ein neues Zuhause oder auch andere drastische Veränderungen im normalen Tagesablauf eines Hundes können eine Trennungsangst auslösen. Zudem scheinen einige Hunderassen wie Border Collie, Shelties und auch Deutsche Schäferhunde prädestiniert zu sein, eine solche Angst oder Phobie zu entwickeln. Grundsätzlich kann aber jeder Hund betroffen sein. Auch hier kann ein Training optimal bereits im Welpenalter helfen, den Hund ans Alleinsein zu gewöhnen. Dabei wird der Hund zunächst nur für ein paar Minuten und in immer länger werdenden Intervallen allein gelassen, damit er lernen kann, dass seine Menschen immer wieder zu ihm zurückkehren und er in Folge keine Ängste entwickelt.

Das Feld der "erlernten Angst" ist größer als man denkt und vom Hundehalter häufig gar nicht oder zu wenig bedacht. Ursprung dieser Problematik ist ein Sich-Annähern an den Hund auf menschlicher Verstandesebene, was leicht zu Fehlinterpretationen und -reaktionen führen kann. Es geht nicht darum, wie ein Mensch mit seinem menschlichen Verstand eine Situation bewertet und in dieser reagieren würde. Vielmehr muss die Situation durch die Augen des Hundes betrachtet und bewertet werden. Dennoch soll nicht behauptet werden, dass einem Hund nicht Schutz und Beistand geboten werden könnte und dürfe. Sucht der ängstliche Hund des Menschen Nähe, so soll und muss (!) diese ihm ruhig und besonnen geboten werden und er soll erleben können, wie die ihm angsteinflößende Situation vom Menschen souverän durchgestanden wird.